ABAP Cloud – Das Wichtigste im Überblick

Die Ankündigung von SAP auf der SAP TechEd 2022, ABAP für die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) verfügbar zu machen, hat die IT-Community in Aufregung versetzt. Dieser Schritt wird die Migration bestehender Kunden in die Cloud erleichtern und ist eine gute Nachricht für ABAP-Entwickler, da ihre Fähigkeiten nun noch wichtiger werden.

Laut SAP ist die ABAP Cloud die Zukunft der Programmierung und Erweiterung für SAP S/4HANA. Dieser Artikel gibt daher einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte der ABAP Cloud.

Was ist ABAP Cloud?

ABAP Cloud ist das neue ABAP-Entwicklungsmodell. ABAP Cloud ist kein SAP-Produkt. ABAP-Entwickler nutzen ABAP Cloud, um Cloud-fähige Anwendungen und Erweiterungen für die SAP-Produkte SAP BTP ABAP Environment, SAP S/4HANA Cloud (Public und Private Edition) und SAP S/4HANA On-Premise zu entwickeln.

Die wichtigsten Elemente der ABAP Cloud sind:

  • Core Data Services (CDS) für das Datenmodell und für Embedded Analytics
  • Das ABAP RESTful Programmiermodell (RAP)
  • Die Cloud-optimierte ABAP-Sprache für die Geschäftslogik
  • Obligatorische öffentliche SAP-APIs und Erweiterungspunkte, die einen automatisierten Cloud-Betrieb ermöglichen
  • ABAP-Entwicklungstools (ADT) in Eclipse als ABAP-IDE
ABAP 4 Cloud Architektur

In den Programmeigenschaften gibst Du mit der ABAP-Sprachversion „ABAP für Cloud-Entwicklung“ an, dass Du ein ABAP-Objekt (z. B. ABAP-Programm) in ABAP Cloud entwickeln möchtest.

Warum ist ABAP Cloud notwendig?

Im klassischen ABAP ist es möglich, den SAP-Standardcode durch Modifikationen und Erweiterungen zu verändern. Diese Möglichkeit der nahezu freien Anpassung macht klassisches ABAP sehr flexibel und mächtig.

Auf der anderen Seite führt diese Möglichkeit zu einem hohen Aufwand bei Upgrades. Obwohl die Transaktionen SPDD, SPAU und SPAU_ENH Anpassungen bei einem Upgrade aufspüren, muss dennoch jede Anpassung manuell überprüft werden. Zusätzlich ist ein hoher Testaufwand nach einem Upgrade notwendig. Das machen Upgrades aufwändig und ineffizient.

In der Public Cloud von SAP (z. B. SAP S/4HANA Cloud) führt das Unternehmen SAP automatisch und parallel in allen Mandanten Updates durch. Dort gibt es keine kundenspezifische Update-Projekte.

ABAP Cloud Programmierrichtlinien

In ABAP Cloud gibt es einige Programmierrichtlinien, die man als ABAP-Entwickler beachten muss. Im Vergleich zu klassischem ABAP fallen einige Themen weg und neue Vorgehensweisen sind in ABAP Cloud notwendig.

Klassisches ABAPABAP Cloud
Direkter Tabellenzugriff über SELECTCore Data Services (CDS)
BAPIsRAP Fassaden (SAP RAP BO Interfaces)
BOPF, BORRAP Geschäftsobjekte
Screen, Dynpro, Web Dynpro, BSPSAP Fiori UIs
SAP GUIABAP Development Tools (Eclipse)
Customer Funktionen, EnhancementsFreigegebene Erweiterungspunkte

Verfügbarkeit von ABAP Cloud

ABAP-Entwickler können bereits heute damit beginnen, ABAP-Cloud-Elemente wie ADT, CDS oder RAP in ihren SAP S/4HANA-Systemen zu verwenden. Das vollständige ABAP-Cloud-Entwicklungsmodell, einschließlich der Cloud-optimierten ABAP-Sprache und der lokalen öffentlichen SAP-APIs und Erweiterungspunkte, ist in der SAP BTP ABAP-Umgebung und in den SAP S/4HANA-Releases 2208 bzw. 2022 verfügbar.

SAP-ProduktVersionKommentar
SAP BTP ABAP-UmgebungAlleAusschließlich ABAP Cloud verfügbar
SAP S/4HANA Cloud, Public>= 2208 (neue Kunden)Ausschließlich ABAP Cloud verfügbar
SAP S/4HANA Cloud, Privat
SAP S/4HANA On-Premise
>= 2022Klassisches ABAP kann verwendet werden
Empfehlung: ABAP Cloud verwenden

ABAP Cloud 3 Tier Modell

Im neuen ABAP Cloud Entwicklungsmodell unterscheidet SAP zwischen 3 verschiedenen Typen:

  • Tier 1 – Modell für die Erweiterbarkeit der Cloud
  • Tier 2 – Cloud-API-Fähigkeit
  • Tier 3 – Klassische ABAP Erweiterungen

Die 3 verschiedenen Typen laufen parallel und können auch parallel für ein Einführungsprojekt genutzt werden. Für Tier 1 und Tier 3 gelten neue Entwicklungsstandards. Grundsätzlich soll klassisches ABAP vermieden werden. Das Ziel für die Zukunft lautet: Nicht mehr das alte Implementierungsmodell der letzten Jahre zu verwenden.

Tier 1 – Modell für die Erweiterbarkeit der Cloud

Das Ziel bei der Entwicklung von Cloud- und Upgrade-fähigen Anwendungen und Erweiterungen ist die Verwendung des gleichen Erweiterungsmodells, das auch in SAP S/4HANA Cloud (Public Edition) verwendet wird. Dies gewährleistet einen konsistenten Ansatz und eine nahtlose Integration neuer Erweiterungen und benutzerdefinierter Anwendungen. Durch die Einhaltung dieses Standards werden eine höhere Kompatibilität und einfachere Upgrade-Möglichkeiten für zukünftige Releases erreicht. Einheitliche Strukturen und Prozesse vereinfachen die Anwendungsentwicklung und reduzieren die Komplexität bei der Integration neuer Funktionen. Dieser Standard dient als Richtlinie für die Erstellung neuer Erweiterungen und benutzerdefinierter Anwendungen, was letztendlich zu einer verbesserten Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Gesamtleistung der Systeme führt.

Tier 2 – Cloud-API-Fähigkeit

Das Tier-2-Modell zielt darauf ab, Tier-1 in Private Clouds und On-Premise-Umgebungen zu aktivieren und zu erweitern, um fehlende öffentliche SAP-APIs oder Erweiterungspunkte zu umgehen. Dazu werden kundenspezifische Wrapper-Objekte erstellt, um auf nicht freigegebene SAP-Objekte zugreifen zu können. Diese Wrapper dienen als Übergangslösung bis offizielle SAP-APIs verfügbar sind. Sobald diese verfügbar sind, werden die Wrapper außer Betrieb genommen, um eine reibungslose Migration zu den offiziellen SAP-Standards zu ermöglichen. Dieses Vorgehen minimiert die Abhängigkeit von kundenspezifischen Lösungen und stellt die Kompatibilität mit den aktuellen SAP-Standards sicher.

Tier 3 – Klassische ABAP Erweiterungen

Tier 3 bezieht sich auf klassische ABAP-Erweiterungen. Um sicherzustellen, dass der Code den Anforderungen entspricht, ist es wichtig, den veralteten Code zu überarbeiten und neuen Code gemäß den definierten ABAP Cloud Standards zu entwickeln.

Eine Schlüsselstrategie zur Bewältigung dieses Problems ist die Vermeidung und Reduzierung von Tier-3-Inhalten. Dies bedeutet, dass nicht standardkonformer Code vermieden und, wenn möglich, entfernt oder verbessert wird, um die Gesamteffizienz und Kompatibilität des Systems zu erhöhen. Durch diese Maßnahmen wird die technische Verschuldung reduziert und die Wartbarkeit und Gesamtleistung des Systems verbessert.

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Andreas Geiger

Mein Name ist Andreas Geiger und ich bin ein erfahrener Senior SAP Berater. Mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung habe ich mehrere SAP-Projekte erfolgreich abgeschlossen und umfangreiche Kenntnisse in verschiedenen Bereichen wie SAP FI, SAP MM und ABAP erworben. Nun möchte ich mein Wissen mit Dir teilen, um Dir einen Mehrwert zu bieten und Dich bei Deiner täglichen Arbeit mit dem SAP-System zu unterstützen.

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