Generische Objektdienste (GOS) in SAP ERP

In SAP ERP bzw. SAP S/4HANA entstehen sowohl von eingehenden externen Systemen als auch im System selbst Daten. Das Themengebiet Enterprise Content Management (ECM) umfasst die Ermittlung von Daten und die effiziente Bereitstellung für die Benutzer und Geschäftsprozesse. Dabei kommen verschiedene ECM-Technologien zum Einsatz, wie bspw. ein Workflow, ein Archiv, ein Dokumentenmanagementsystem oder die generischen Objektdienste.

In diesem Artikel werden die generischen Objektdienste in SAP ERP bzw. SAP S/4HANA vorgestellt und näher erläutert.

Was sind generische Objektdienste in SAP ERP?

Zuerst klären wir, was man unter generischen Objektdiensten im SAP-System überhaupt versteht.

Unter generischen Objektdiensten versteht man anwendungsübergreifende Funktionen zu einem SAP-Business-Objekt im SAP-System.

Ein SAP-Business-Objekt ist ein betriebswirtschaftliches Objekt im SAP-System. Das stellt eine zentrale Komponente von Geschäftsprozessen dar. Beispiele hierfür sind: Bestellanforderungen, Bestellungen, Rechnungen.

Die generischen Objektdienste ermöglichen so verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten: Anzeigen, Bestätigen, Anlegen oder Suchen.

Allgemein sind die generischen Objektdienste im Standard des SAP-Systems verfügbar. Bei manchen Transaktionen müssen diese Dienste jedoch explizit aktiviert werden, da sie nicht standardmäßig angezeigt werden.

So werden beispielsweise in der Transaktion VA03 (Kundenauftrag anzeigen) die Dienste zum Objekt nicht angezeigt. Hierfür muss man den Profilparameter SD_SWU_ACTIVE in der Transaktion RZ10 auf den Wert „X“ setzen, um die Dienste zu aktivieren. Näheres ist im SAP-Hinweis 598073 beschrieben.

Funktionen von generischen Objektdiensten

Die Grundlage der generischen Objektdienste bildet das SAP-Business-Objekt. Alle Bearbeitungsoptionen haben als Ziel, Aktionen auf dieses Objekt auszuführen. Dabei gibt es folgende wichtige Funktionen von generischen Objektdiensten

  • Ablage von Dokumenten
  • Scannen und Verknüpfen von Dokumenten
  • Hochladen und Verknüpfen von Dokumenten
  • Barcodeerfassung
  • Workflowstart
  • Erfassung von Notizen

Die generischen Objektdienste sind dabei sehr flexibel und können um eigene Funktionen individuell erweitert werden. Näheres wird im Abschnitt „Generische Objektdienste um eigene Funktionen erweitern“ näher beschrieben.

Die generischen Objektdienste sind in den SAP-Standardtransaktionen zu einem SAP-Business-Objekt verankert. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten wie man die generischen Objektdienste aufruft.

Zum einen kann man in der Menüleiste folgenden Pfad wählen: System > Dienste zum Objekt. Daraufhin erscheint ein Fenster mit den generischen Objektdiensten als Buttons dargestellt.

In der Funktionsleiste gibt es außerdem einen eigenen Button, mit dem man die generischen Objektdienste aufrufen kann. Klickt man auf den Button erscheint das gleiche Fenster wie wenn man die Funktion über den Menüpfad aufruft.

Aufruf der generischen Objektdienste in der ME23N

Klickt man rechts neben den Button für die generischen Objektdienste auf den Button mit dem kleinen schwarzen Dreieck, öffnet sich ein Dropdown-Menü mit den Bezeichnungen der generischen Objektdienste.

Aufruf der generischen Objektdienste über das Dropdown-Menü

Je nach persönlicher Präferenz gibt es für jeden einen leichten Zugang zu den generischen Objektdiensten. In den oberen Beispielen wurden die generischen Objektdienste zu einer Bestellung aufgerufen (Transaktion ME23N).

Anlagenliste

Im Zusammenhang mit den generischen Objektdiensten (GOS) ist die Anlagenliste das Tool, mit dessen Hilfe man die zu einem SAP-Business-Objekt abgelegten Dokumente anzeigen, bearbeiten oder gar löschen kann.

Zudem hinaus kann man auch direkt über die Anlagenliste ausgewählte Dokumente hochladen und an das Objekt anhängen.

Anlagenliste - Funktion der generischen Objektdienste

In den generischen Objektdiensten gibt es die Funktion „Anlagenliste“, die die Anlagenliste aufrufen lässt. Dadurch erhält man eine Liste aller abgelegter Dokumente.

Generische Objektdienste: Anlagenliste

Dabei wird zudem hinaus anzeigt, wer und wann das Dokument abgelegt hat. Durch Doppelklick oder den Anzeigen-Button kann man sich zudem hinaus das Dokument im Document Viewer anzeigen lassen.

Customizing von generischen Objektdiensten

Das Customizing der generischen Objektdienste findet zentral in der Tabelle SGOSATTR statt.

Eine Übersicht über die Einträge der Tabelle SGOSATTR kann man im Data Browser (SE16N) erhalten. Das Customizing bzw. die Bearbeitung der Tabelle SGOSATTR und damit den generischen Objektdiensten wird in der Pflege-View der Tabelle durch die Transaktion SM30 durchgeführt.

Tabelle SGOSATTR enthält die Customizing-Einträge für die generischen Objektdienste.

Die Tabelle SGOSATTR enthält generell folgende Spalten und damit Einstellungsmöglichkeiten:

FeldBeschreibung
Name des DienstesTechnischer Name eines generischen Objektdienstes
BeschreibungBeschreibung des generischen Objektdienstes
QuickinfoQuickinfotext zu der Ikone dieses Objektdienstes
Klasse für generischen DienstABAP OO Klasse, die den generischen Dienst implementiert. Die Klasse muss von der abstrakten Klasse CL_GOS_SERVICE abgeleitet sein. Gibt man keine Klasse an, wird die Voreinstellung aus der Tabelle SGOSATTR übernommen oder es handelt sich um einen Sammelknoten, der Einzelservices enthält.
ServicetypArt der Darstellung in der Toolbox
Einzeldienst – Drucktaste
Serviceliste – Menütaste
Serviceliste mit Default – Drucktaste mit Pulldownmenü
Service mit Unterfunktionen – Menütaste
Service mit Unterfunktionen und Default – Drucktaste mit Pulldownmenü
IkoneIkone für den Service in der Toolbox
Wenn der Dienst ein Subservice ist, erscheint die Ikone nicht.
Nächster DienstNächster Dienst in Menü und Toolbox. Damit gibt man die Reihenfolge der generischen Objektdienste an.
SubdienstUntergeordneter Objektdienst in Menü und Toolbox
ControlDer Service lässt sich als Control Container ausführen.
Commit benötigtFür die Datensicherung wird ein Commit Work im ABAP-Code benötigt.

Die Reihenfolge der generischen Objektdienste wird als Art Kette eingestellt. Hierbei enthält der darauffolgende Dienst den Verweis vom vorherigen Dienst in der Spalte „Nächster Dienst“. Der letzte Dienst verweist auf keinen Dienst. Somit ist dieser der letzte Dienst in der Reihenfolge.

Generische Objektdienste um eigene Funktionen erweitern

Man kann in der Tabelle SGOSATTR die generischen Objektdienste um einen eigenen Dienst erweitern. Hierfür muss man einfach eine ABAP-Klasse erstellen, die von der abstrakten Klasse CL_GOS_SERVICE abgeleitet ist, die notwendigen Funktionen enthält und in einen neuen Eintrag in der Pflege-View packen.

Durch einen Verweis vom vorherigen Dienst und einem eventuellen Verweis auf den nachfolgenden Dienst gliedert man schließlich den eigenen Objektdienst in die Toolbox mit ein.

Eigenen generischen Objektdienst in der Tabelle SGOSATTR

Dabei lohnt es sich vor allem in den Programmcode von bereits existierenden ABAP-Klassen nachzuschauen, wie dort die Einbindung programmiert wurde. Beispiele: CL_GOS_SRV_ATTACHMENT_LIST (Anlagenliste), CL_GOS_SRV_ATTACHMENT_CREATE (Dokument als Anlage einfügen), CL_ARL_SRV_BARCODE (Barcode erfassen).

Wichtige Tabellen

Dokumente, die als Notizen, Anlagen oder externe Dokumente (URL) über die generischen Objektdienste an das SAP-Business-Objekt angehängt werden, werden als SAPoffice-Dokumente behandelt. SAPoffice-Dokumente werden dabei in den Tabellen SOOD und SOFM verwaltet. Dabei werden die Inhalte über den sogenannten Knowledge Provider verwaltet (ab SAP Release 4.6B). Wenn man darüber kein Archiv angegeben hat, werden die Dokumente in der Tabelle SOFFCONT1 abgelegt. Die entsprechenden Verwaltungsinformationen der Dokumente werden in der Tabelle SOC3 abgespeichert.

Generell ist es empfehlenswert, dass man die Daten nicht direkt auf den SAP-Datenbanktabellen speichert, da diese einen hohen Speicherbedarf haben, keine revisionssichere Ablage garantiert wird und die Größe der Datenbank stetig zunimmt.

Im SAP-Hinweis 530792 wird ausführlich erläutert wie man die über die generischen Objektdienste abgelegten Dokumente verwalten und die Tabelle SOFFCONT1 entlasten kann.

TabelleBeschreibung
SGOSATTRSGOS: Attribute der generischen Dienste
SOC3SAPoffice: DB für Objekte (Import/Export)
SOFFCONT1SOFF: Tabelle für Dokumentinhalte (Import/Export)
SOFMSAPoffice: Mappe Inhalt
SOODSAPoffice: Objektdefinition
SRGBTBRELVerknüpfungen im GOS Umfeld

Über den Autor

Andreas Geiger

Mein Name ist Andreas Geiger und ich bin ein erfahrener Senior SAP Berater. Mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung habe ich mehrere SAP-Projekte erfolgreich abgeschlossen und umfangreiche Kenntnisse in verschiedenen Bereichen wie SAP FI, SAP MM und ABAP erworben. Nun möchte ich mein Wissen mit Dir teilen, um Dir einen Mehrwert zu bieten und Dich bei Deiner täglichen Arbeit mit dem SAP-System zu unterstützen.

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